“Heiliger Vater”: Papstbesuch in Deutschland zum Jugendtag

Tausende von jungen Pilgern, sogar aus Irak und Mexiko, sind nach Köln in Deutschland gepilgert, um dem Papst Benedict XVI. zu huldigen. Die Medien berichten voller Begeisterung von der “neuen Religiösität. Eine Stimmung vergleichbar mit dem “Christustag in Basel”.
Aber statt in Sprechchören Jesus zu rufen, wird “Benedict” gerufen. Natürlich haben auch die Evangelikalen ihre “Päpste”, seien es Benny Hinn, Rick Joyner, Erich Räber oder andere Prediger. Aber dennoch, auch in Anbetracht, dass Menschen gerne “Leitfiguren” suchen und auch brauchen, finde ich es bedenklich den Papst “Heiligen Vater” zu nennen. Was sagt denn Jesus zu dieser Geschichte?

Hören wir auf Jesus, was er in Mathhäus 23 sagt:

2 und Jesus sprach: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer
Pharisäer, welches heute oft als Synonym für Heuchler gebraucht wird, waren eine streng gläubige Gruppe von Menschen unter den Juden, welche besonders Acht auf das Wort Gottes haben wollten und den Glauben richtig gelebt haben wollten.

3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht.
4 Sie binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen keinen Finger dafür krümmen.

(Die Pharisäer versuchten peinlich genau das Gesetz zu halten und oftmals erreichten sie ihren eigenen Standard nicht, deshalb auch die Kritik von Jesus).

5 Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß.
6 Sie sitzen gern obenan bei Tisch und in den Synagogen
7 und haben’s gern, daß sie auf dem Markt gegrüßt und von den Leuten Rabbi genannt werden.

Das Wort “Rabbi” heisst schlicht und einfach “Lehrer”, aber wir können das nicht mit einem Lehrer in unserem Kulturkreis verbinden. Ein Rabbi im jüdischen Kontext der damaligen Zeit war einer, der die “Schriften” kannte, ein Theologe. Und er genoss grosses Ansehen. So ist das doch bei uns auch. Gewisse Theologen, darunter auch der Papst, geniessen grosse Annerkung. Zwischen dem Papst und den Pharisäern zur Zeit Jesu lassen sich einige interessante Parallelen feststellen. Wie die Pharisäer hält der Papst an der Tradition dem Dogma der Kirche fest, welches Kirchenrecht heisst. Bei den Pharisäern wurde dieses Kirchenrecht “Talmud” genannt.

Tradition ist nicht an sich schlecht. Tradition bewirkt Beständigkeit und Bewahrung der Ordnung. Tradition sichert einen Zusammenhalt. Und Tradition bestimmt was kirchliche Praxis ist. Das war genau gleich im Judentum zur Zeit Jesu. Jesus greift die Tradition nicht an und für sich an. Er war nicht, wie die Befreiungstheologen behaupten, ein Revoluzzer. Jesus greift die Tradition nur dort an, wo sie im Widerspruch zum Wort Gottes steht und somit im Widerspruch zu Gottes Charakter. An einigen Stellen zeigt Jesus sogar auf, dass die Theologen der damaligen Zeit in ihrem Eifer, Gott gefällig zu leben, durch ihre rabbinische Praxis sogar das Gebot Gottes untergraben haben. Genau das ist auch in der katholischen und der protestantischen Tradition passiert. Aber an dieser Stelle gehe ich nur auf die katholische Tradition ein und auch nur auf einen einzigen Aspekt dieser Umdeutung.

Jesus sagt schlicht und einfach:
8 Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.
Damit stellt Jesus klar, dass es kein Ansehen gemäss Titeln gibt. Alle sind gleich. Es gibt nicht einmal den Unterschied von Laien und Geistlichen. Den einzigen Unterschied, den Jesus unter seinen Jüngern machte war, ob sie “Brüder” sind oder nicht. Das heisst, ob sie wirklich “geboren von oben” sind und somit die “göttliche DNS in sich tragen” oder nicht. Er macht nur den Unterschied, ob einer IHM, Jesus, nachfolgt oder nicht. Innerhalb der Nachfolger gibt es keine Wertigkeit von heiliger und weniger heilig. “Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen” bedeutet auch, dass die Gabe zu Lehre alleine von Gott kommt durch den Heiligen Geist. Somit darf kein Mensch die Ehre für sich selbst in Anspruch nehmen, wenn er lehrt. Er soll sich selbst als Teil einer neuen Familie sehen, einer Neuschöpfung, in der jeder zum Wohl der Gruppe beiträgt, ohne Titel oder Privilegien.
“Sie machen ihre Gebetsriehmen breit und die Quasten an ihren Kleidern gross.” Die Gebetsriemen und Quasten an den Kleidern der damaligen Pharisäern und Schriftgelehrten hatten symbolischen Charakter. Aber mit der Zeit stellte sich darin eine “Zurschaustellung der eigenen Frömmigkeit” dar. Genauso im katholischen und protestantischen Lager: Welche Gebetsschäle und Kleider tragen die Geistlichen? Purpur und Scharlach. Die Kirche hat viele solcher Gebetsriemen und Quasten, aber damit ist auch immer eine gewisse Stellung ausgedrückt. Im alten Testament waren diese Dinge teilweise von Gott selbst angeordnet, aber alles waren Schattenbilder auf Jesus und die Erlösung hin. Im neuen Testament sind es ebenfalls Schattenbilder auf Christus hin, aber wozu brauchen wir das, wenn wir das Heiligste und Vollkommendste Siegel an uns tragen – nämlich die Fülle des Heiligen Geistes, der seit Pfingsten auf alles Fleisch ausgegossen wurde?

Einer ist euer Meister, ihr aber seid Brüder
Hier meint Jesus ganz bestimmt nicht Petrus. Sondern sich selbst. ER IST DER MEISTER UND WIR DIE BRÜDER.

9 Und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.
Hier kommt es noch besser: unser Meister, unser Rabbi unser Lehrer JESUS selbst sagt: “und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen…” Verständlicher kann das wohl nicht geschrieben werden! Es gibt nur einen Vater, der Vater im Himmel. Wir sollen hier auf Erden keinen Menschen unser Vater nennen. Damit meint Jesus keinesfalls, dass wir zu unseren irdischen Vätern nicht Papi sagen dürfen. Es steht im Zusammenhang mit Titel und Würde geschrieben. Hier sehen wir, dass die Tradition vom Wort Gottes abweicht, genauso wie es zur Zeit Jesus in der theologischen Praxis der damaligen Zeit war. Jesus Kritik steht heute noch wie damals und keine Tradition kann sein Wort untergraben. Aber wir müssen uns entscheiden. Wollen wir CHRISTUS JESUS gehorchen oder einer anderen Lehre? ER Ist unser MEISTER und LEHRER. Er warnt seine Jünger und damit alle Nachfolger Christi aller Zeiten durch alle Epochen: “Ihr sollt euch nicht Vater nennen lassen.” Nun geht die Kritik an die THEOLOGEN, die sich “Heiliger Vater” nennen lassen. Der Papst hat sich in den letzten 150 Jahren vom Konsil der Bischöfe abgelöst. Er kann das Kirchenrecht ändern und auflösen, und hier wäre ein Schritt gemäss der Reformation: “Ich lasse mich weder Heilig, noch Lehrer, noch Vater nennen.” Ein Schritt wieder unter Christi Wort.

10 Und ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer: Christus.
Ja Christus allein ist der Lehrer und wir sind Brüder. Als zweites wäre die unheilvolle Unterscheidung von “Laien und Geistlichen” abzuschaffen, dieses philosophische Konstrukt, welches Menschen in unterschiedliche Kategorien innerhalb der Christusnachfolge teilt. Wer Christus nachfolgt ist ein Sohn des Allmächtigen. Kindschaft, das ist das höchste Amt, das man im Reich Gottes erwerben kann. Alle anderen Titel und Ehrenplätze: die hat Jesus nicht genehmigt.

11 Der grösste unter euch soll euer Diener sein
Hier hat Jesus ein Wort gebraucht, welches nicht mit Ehre und Ansehen verknüpft ist. Jesus selbst hat den Rummel um seine Person gemieden. “Diener sein” war kein Statussymbol, aber in der Tradition wurde es zu einem Ehrentitel. “Ich bin nur ein Diener des Herrn” ist innerhalb der kirchlichen Tradition ein Prestige. Jesus aber hat das Prestige und die Ehre abgelegt und seinen Jüngern die Füsse gewaschen. Nur ER kann das. Weil ER GOTT ist. Er hat sich die abscheulichste und verachtetste Aufgabe ausgesucht und hat es getan, um das Wesen eines Dieners zu offenbaren, der er auch geworden ist. Denn Jesus hat die Herrlichkeit Gottes verlassen, um in die Welt zu kommen und als Mensch unter Menschen zu leben. Er hat nicht nur seine göttlichen Privilegien abgelegt, sondern auch die menschlichen, und hat sich zum Sklaven aller Menschen gemacht. Ein Diener Chisti zu sein, heisst sich gegen den Jubel zu wehren und allleine auf Jesus hinzuweisen, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Ein Diener Christi zu sein, wird jeden Titel und Jede Krone ablegen.

Wenn ich mir den Papst Benedict anschaue, dann sehe ich mehr Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Dalai Lama als zwischen ihm und Jesus Christus, der als Mensch unter uns gewohnt hat.

Jesus hat auf Ehrentitel verzichtet, als sie ihn krönen wollten. Er floh von der Menge. Dafür aber wirkte er Zeichen und Wunder. Jesus sagte über seine Nachfolger, dass sie grössere Zeichen und Wunder tun würden als er. Die Beweise der Wunderwirkungen sind mir die Päpste aller Epochen noch schuldig geblieben. Vor allem, wenn der Papst “Stellvertreter Christi auf Erden ist”. Dann müsste er zumindest diese Beweis erbringen.

Lassen wir uns nicht blenden, denn es ist nicht alles Gold, was glänzt.