Das getäferte Haus im Buch Haggai 1.2

So haben wir nun einen getäferten Boden im Esszimmer. Ein altes Haus – obwohl 6 Jahre jünger als ich – hat bereits viele Alterszipperlein, muss eneuert und renoviert werden. Renovieren – wiederherstellen, erneuern. Man kann alles sich selbst überlassen, dann tritt unweigerlich der Zerfall ein. Dort wo keine Energie, keine Arbeit mehr investiert wird, zerfällt die Struktur. Renovieren gehört zum Leben in einer strukturierten Welt. Der Prophet Haggai ruft das Gottesvolk, das Volk des Bundes auf, sich endlich auf ihre Prioritätenliste zu konzentrieren. Nämlich gemäss dem Willen Gottes das tun, was zur Zeit “Gebot der Stunde” ist. Nämlich sich auf die Renovation den Wiederaufbau des Tempels zu besinnen. Deshalb waren sie doch alle überhaupt aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt. Sie hatten einen Auftrag…

Was hat das nun mit dem getäferten Haus im Buch Haggai zu tun?

Steven brauchte ungemeinen Effort, dieses Projekt zu beginnen, durchzuziehen und zu beenden. Dafür steht jetzt ein Zimmer bereit, in dem gegessen werden kann. Es geht ums “Essen”. Ein Zimmer in dem man Essen kann. Essen hat gerade in Hauskirchenbewegung sehr viel mit Gemeindebau zu tun.Jesus lehrte seine Jünger beim Essen. So auch Martin Luther – er hatte immer seine Tischrunden mit seinen Studenten. Im Reich Gottes geht vieles ums Essen. Essen heisst Gemeinschaft. Essen ist lebensnotwendig. Essen erinnert uns an die Vergängnlichkeit. Ohne Essen sterben wir.
Wir übertragen Essen in den geistigen Wortschatz. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sagte Jesus, sondern einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. So ist das geistliche Essen des Wortes Gottes so lebensnotwenig für den aus Geist geborenen Menschen wie das Essen für den biologischen Menschen notwendig ist.

Das Esszimmer ist ein Raum im ganzen Haus. Ein Teil des Hauses wurde renoviert: Das Esszimmer, welches auch in der Hauskirchenbewegung eine zentralere Rolle spielt, wird im geistlichen Haus Gottes, weltweit renoviert = erneuert, wiederhergestellt. Im Esszimmer liegt die Betonung auf der Gemeinschaft, der Tischgemeinschaft. Die Tischgemeinschaften waren im alten sowie im neuen Orient immer ein wichtiger Ort, der Verhandlung. Orte wo Entscheidungen getroffen wurden. Bündnisse geschlossen wurden. Selbst in der Politik finden immer wieder Treffen um Dinnerparties und Banquettes statt. Ebenso findet in der Hauskirchenbewegung der geistliche Austausch rund um den Esstisch statt. Aber nicht nur die Hauskirche, auch Alphalive hat dieses ganzheitliche Konzept der geistlichen Tischgemeinschaft als ein Jüngerschaftsprogramm wieder entdeckt.
Lange Zeit stand in unserem Esszimmer auch das Bücherregal. mit vielen geistlichen Verdauungshilfen für das Buch der Bücher: Bibellexika, Kompendien, Monographien, erbauliche Literatur, geistliche Worte für jeden Tag …

Wenn die Kirche als eine “semper reformanda”, eine immer wieder zu reformierende und erneuernde Kirche bezeichnet wird, gilt das selbstverständlich nicht nur für Agenden, Gottesdienstbücher und Texte sondern auch für Strukturen und Formen. Die Kirche muss erneuert werden, weil sie ein geistliches Gebäude ist – obwohl es im Abendland viele Kirchengebäude gibt, die ebenfalls renoviert werden müssen. Die Kirche als geistliche Gemeinschaft, als geistliches Haus Gottes braucht eine Renovation. Alle 25 Jahren muss ein Haus neu renoviert werden. Dichtungen. Leitungen, Röhren gehen kaputt. Ansprüche steigen und verändern sich. 25 Jahre ist die Zeitspanne, die eine Generation umfasst. So lehrt uns die sichtbare Welt die Lektionen des Geistes. Jesus hat praktisch alle Gleichnisse aus der sichtbaren Welt, Handel, Handwerk und Landwirtschaft genommen. So wie ein Haus renoviert werden muss, muss auch das geistliche Haus Gottes, die Gemeinschaft der Gläubigen = Kirche = Gemeinde renoviert werden.

Meint jetzt der Prophet Haggai, dass wir unsere eigenen Häuser nicht renovieren sollen und uns nur noch um das Haus des Herrn bekümmern sollen? Ich glaube nicht. Haggai war ein Prophet, ein Prophet kennt den Kairos-Moment einer Aktion. Er sieht, was der Geist Gottes im Moment tun will. Er kennt das Timing Gottes. Das Problem der geistlichen gläubigen Generation seiner Zeit war, dass sie den AUFTRAG GOTTES für ihre Zeit aus den Augen verloren hatten. Sie sollten zurückkehren, das Land wieder einnehmen und Gott in ihrer Mitte haben (repräsentiert im Tempel). Sie konzentrierten sich aber lediglich auf den Aufbau ihrer eigenen Häuser, welche sie reichlich schmückten. Ihre Wünsche wurden erfüllt. Aber im Gegensatz zu Erich Fromms Logik (der Selbstliebe zuerst, dann kommt die Nächstenliebe) blieb es bei den Häuslebauern bei ihren eigenen Häusern. Diese Selbstverwirklichung führte eben nicht automatisch zu einer Geisteserneuerung. Sie fühlten sich wohl in Ihren Wohnungen. Es ging ihnen gut und sie vergassen ihren Gott ihren Bündnispartner. Sie bauten den Tempel nicht auf, der Tempel stand im AT für Gemeinschaft mit Gott. Im Tempel fand nicht nur “Worshipp” statt. Obwohl viele Christen heute meinen, dass Anbetung alles sei. Der Tempel war der Ort, wo man Gott begegnen konnte. Dort wurde getanzt und gespielt aber auch gelehrt, geopfert u n d gegessen. Der Auftrag wurde in Haggais Zeit vernachlässigt. Viele Christen kommen heutzutage zusammen in Lobpreishallen. um Gott zu loben. Sie tanzen und jubeln und singen. Aber die Tischgemeinschaft fehlt. Wo man zusammen isst, wo man von Dingen zu sprechen beginnt, die tief unten in der Seele sitzen. Am Tisch beim Essen sind wir oftmals mehr uns selbst als anderswo. Wir sprechen über Dinge, die uns wirklich wichtig sind. Dort findet auch die Sorge an der Seele statt. Die Sorge am geisltichen Menschen. Denn am TIsch isst man nicht nur das Brot, die Speise für den Leib, dort spricht man, was einem wirklich auf dem Magen liegt.
Wo vergessen wir heute den Auftrag – von dem Haggai spricht? Wir singen in den Gemeinden und an den Konzerten sowie Konferenzen. Aber diese Gemeinschaften stehen für die Eingangshalle des Hauses Gottes. Wer will schon in der Eingangshalle wohnen und über Wichtiges sprechen? Dort ist es viel zu kalt und ungemütlich. Dort wo wir Essen, dort sind wir Zuhause. Dort kann man die Schuhe ausziehen, die Jacke und den Mantel und dort findet echte Begegnung statt. Aber viele Christen behalten ihre Wohnung, ihr Esszimmer verschlossen. Sie leben ihr Christsein in der Gemeinde ausserhalb ihres Wohnraums. Ihre Tischgemeinschaft umfasst ihre eigene biologische Einheit, die eigene Familie. An solche geht das Wort aus dem Buche Haggai: Ihr baut euch eure Häuser schön, aber das Haus des Herrn lasst ihr wüst und leer.

So täfern wir unser Esszimmer, nicht um das Haus des Herrn leer stehen zu lassen, sondern dort die Tischgemeinschaft zu beginnen.
Steven hat angefangen das Haus zu renovieren. Zuerst die Eingangshalle und jetzt das Esszimmer. In dieser Handlung liegt eine prophetische Botschaft an uns heute: Gott hat vor mehr als 20 Jahren die Gottesdienste wieder hergestellt. Die Lobpreiszeiten wurden zeitgemässer. Lobpreis – die Begrüssung Gottes und die Freude Gottes wurde in den Mittelpunkt gestelllt.
Aber das Haus des Herrn steht wie zur Zeiten Haggais noch immer leer.
Es muss weiter renoviert werden, die Kirche muss weiter erneuert werden und Gott beruft seine Arbeiter in die Ernte.
Wollen wir weiter in der Eingangshalle stehen bleiben , oder beginnen wir die Ärmel hochzukrempeln und beginnen mit der Renovation – die Gott bereits angefangen hat zu tun. Wollen wir Teil seines Auftrages sein?